Anders aufgewachsen
Wir alle waren ein Kind. Die ersten Jahre prägen uns. Aber wie? Tauchen Sie ein in kindliche Lebenswelten und lesen Sie, wie elf Menschen wurden, wer sie sind.
«Wo ich hinkam, wurde mir geholfen. Das ist das Spannende: ausgerechnet mir – obwohl ich absolut
nichts war.»
Séni kam mit zehn aus Kamerun in die Schweiz
«Sie adoptierten mich nicht, weil sie mich so wahnsinnig liebten, sondern weil... Ich weiss eigentlich auch nicht, warum.»
Jasmin wurde ihrer 15-jährigen Mutter weggenommen
«Die Begi war ein Schimpanse, die war ein Schatz für mich. Mein Vater kaufte sie, als ich sechzehn war.»
Walter wuchs in einem Zoo auf
In unserem Buch lassen wir elf Menschen mit ihrer ganz eigenen Stimme über ihre Kindheit sprechen – mal urchig, mal reflektiert, immer hoffnungsvoll. Der Fotograf Meinrad Schade zeigt sie in einfühlsamen Porträtaufnahmen. Die Berichte fügen sich ein in aktuelle Debatten wie jene über Regenbogenfamilien, Young Carers, illegale Adoptionen, Inklusion, fürsorgerische Zwangsmassnahmen, Freikirchen, humanitäre Hilfe, die Expat-Kultur oder das Zölibat. Über die individuellen Lebenserfahrungen hinaus wird deutlich: Aufwachsen ist nicht einfach Privatsache.
Die Porträtierten sprachen mit uns, Seraina Sattler und Anna Six, über Leichtes und Schweres. Über glückliche Momente mit Menschen, die sich für sie einsetzten. Aber auch über tiefe Verletzungen und den Versuch, diese zu heilen. Die Lebensgeschichten im Buch bestätigen, was die Forschung zur Entwicklungspsychologie zeigt: Resilienz wird immer wieder neu im Wechselspiel von Persönlichkeit und sozialem Umfeld aufgebaut.
«Anders aufgewachsen» heisst unser Buch. Immer wieder werden wir gefragt: Was heisst anders? Anders, das hiess für uns zunächst, dass wir Menschen zu Wort kommen lassen wollten, die Aussergewöhnliches erlebt haben. Die anders lebten als die Mehrheit, anders als die Kinder von nebenan. Mit der Zeit wurde uns bewusst, dass es die vermeintlich normalen Kinder von nebenan gar nicht gibt. Vielmehr warten hinter jeder Tür Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Unsere Auswahl soll also nicht normativ sein: Was ist anders, was ist normal? Vielmehr wollen wir zeigen: Jedes Leben, jede Familie mag anders sein. Wir alle sind «Anders aufgewachsen».
«Entstanden sind elf ungemein facettenreiche Einblicke in berührende Lebensgeschichten. Der spürbare Wunsch, sich wahrhaftig mitzuteilen, macht die Porträts zu Begegnungen.»
Dr. phil. Heidi Simoni,
Direktorin Marie Meierhofer Institut für das Kind
«Die elf Porträts beginnen an Kindheitsorten, im Treppenhaus, in einer Beiz, bei der Suche nach essbaren Wurzeln und kleinen Tieren, mit den Todesschwadronen in El Salvador, in einem Korridor in Beirut, mit der Diagnose einer schweren Krankheit, mit der Trennung der Eltern, mit dem Tod der Mutter, mit dem starken Willen der Grossmutter, beim Balancieren über den Gartenzaun; nur eines der Porträts beginnt mit der Geburt. Ganz entschieden lösen die Autorinnen so ihre eigene These ein: Jede und jeder wächst anders auf, anders als alle anderen!»
André Woodtli,
Amtschef Amt für Jugend und Berufsberatung, Kanton Zürich